DRUHA FASA (ZHINKI) - 2022. Analoge Collagen auf strukturiertem Acrylpapier.
„Druha Fasa“ machte ich in einem Atemzug, als die Bilder und Berichte aus Butscha kamen.
Ich war mit meiner Familie aufs Land gefahren und dort hatte auf der breiten Steinfensterbank ein Stapel Modezeitschriften auf mich gewartet — ein Mitbringsel meiner Schwiegermutter.
Das Wertesystem kann zusammenklappen wie ein Kartenhäusle, aber die Praxis ist unerbittlich: tu es. Und zur Not auch: fake it. Also fakte ich. In mehren Gängen riß ich die brauchbaren Seiten aus den Zeitschriften raus.
Ich hatte noch nie derart ausgedünnte Reste: wenn das Wertesystem zusammenklappt, kommt Entropie und alles gewinnt ausnahmslos an Bedeutung.
Ich riß und schnitt grob aus und versank im Chaos, als müsste ich das Chaos der Zerstörung, die woanders war, vor mir nachbauen. Als gehörte ich auch darein, als müsste ich auch darin leben.
Die „Zhinki“ (Frauen) kamen zum mir aus dem unheimlichen Haufen ganz eigenständig. Ich musste sie nur freilegen.
Nach dem Kriegsbeginn habe ich aufgehört, den Rand säuberlich abzuschneiden. Nein, ich habe angefangen, mehr Rand zuzulassen. Als hätten Dinge keine klaren Grenzen mehr; als könnte ich meine Motive nicht mehr eindeutig auf das Wesentliche reduzieren; als stünde ich selbst im Chaos der Zerstörung; als käme das Abjekte dieses Krieges in mich hineingekrochen.
Diese Arbeit steht zur Zeit nicht zum Verkauf. Sie wartet darauf, ausgestellt zu werden.
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